NÖ 5 Umrundung von Weikertschlag nach Litschau

Reisebericht 21ert0530
Termin: 30. Mai 2021

In Tschechien wird die Region auch als das Tschechische Kanada bezeichnet, was ich sehr treffend für die Charakteristik dieses Grenzstreifens finde, den wir als fünften Abschnitt unserer Niederösterreich Umrundung befahren. Dunkle Wälder, mystische Steinformationen, die schon zur Zeit der Kelten Kraft- und Versammlungsorte waren und Fischteiche, so groß, dass sie in anderen Regionen durchaus als Seen bezeichnet werden. Im Waldviertel nennt man sie einfach „Teich“. 
Wir radeln auf dieser Tour auch sehr viel auf dem von Michael Cramer initiierten „Iron Curtain“ Radweg, der die Trennung Europas im vorigen Jahrhundert „erfahrbar“ macht. Heute erinnern links und rechts des Weges alte Bunkerbauten und Gedenkstellen an diese Grenze, wo vom Schussbefehl durchaus auch Gebrauch gemacht wurde.

Streckenbeschreibung:  Die Anreise erfolgt wie immer mit dem Elite Radbus. Besonders für diese entlegenen Gebiete bewährt sich das System des begleitenden Fahrzeuges. Weiter geht es, wo wir bei der vorhergegangen Etappe Nr. 4 aufgehört haben. Vor dem Rathaus Weikertschlag  werden die Gruppen aufgeteilt. Ernst führt viele E-Bikes, Heinz die Gruppe BIO. Was rot und blau ist, verschwimmt durch die Unterstützungen immer mehr. Der erste Teil des Tages verläuft über das Hochland, das als „wild“ bezeichnet wird. Ein für die Gegend eigentlich normaler kalter Wind bläst uns entgegen, sodass die Fahrt bis Kautzen durchaus schon herausfordernd ist. Die Region an der Grenze gehört wohl zu den nicht dicht besiedelten Landschaften Österreichs, sodass es auch in den wenigen Dörfern keine Wirtshäuser mehr gibt. Wir machen daher relativ früh Rast in Kautzen im Gasthaus Blei. Eine typische Wirtschaft, die es bis jetzt geschafft hat zu überleben. Die Auswahl der Speisen kann durchaus als beschränkt bezeichnet werden. Wir haben ein Menu und heute am Sonntag ist das Schnitzel. Erinnert mich irgendwie an die Kindheit. Da war es genauso.

Also entweder Suppe, Schnitzel oder gleich das ganze Menu. Kurz nach Kautzen ändert sich die Landschaft. Fichtenwälder, Teiche und später auch Granitblöcke, die auch als Findlinge bezeichnet werden, säumen unseren Weg. Erwähnenswert der Platz des Skorpions bei Engelbrechts. Ob gläubig oder nicht, dieser mystische Platz mitten im Wald bietet ein besonderes Erlebnis. Wer nicht die Heilwirkung des Herrgottssteins getestet hat - dem Wasser  in der schalenförmigen Vertiefung wird heilende Wirkung bei Augenleiden nachgesagt - soll einfach nochmals kommen. Übrigens, wer gut sieht, kann es auch gegen Warzen anwenden.

Entlang der Grenze radeln wir weiter bis an den nördlichsten Punkt Österreichs nach Rottal. Die Gegend wird immer einsamer, doch plötzlich an einer kleinen Weggabelung steht ein dicker Eichenstamm  mit vielen Schildern, die in alle Himmelsrichtungen  zeigen. Moskau knapp 1700 km, London 1113 km, Wien 156 km. Die Gedenkstätte steht für eine 1000 jährige Eiche, die immer schon ein wichtiges Landmark darstellte. ACHTUNG Staatsgrenze. Dieses Schild veranlasst uns, ein kleines Stück bis zum Neumühlbach (=Kostenicky potok) an die österreichisch tschechische Grenze zu fahren. Eine kleine Fußgängerbrücke verleitet uns für das Foto zu einem „illegalen Grenzschritt“. Noch 20 Kilometer haben wir bis zum Etappenziel in Litschau zu radeln. Dieser Abschnitt führt durch den Wald der Grafen Sailern. Ein besonders schönes Stück, da dieser durch keine Schläge  gelichtet wurde. In Litschau angekommen, hat sich die Sonne ein Loch durch die dichte Wolkendecke gebohrt. Trotzdem lädt der Herrensee nicht zum Baden ein. Da eignet sich besser ein Besuch in der Bäckerei Müssauer. Die Mohnzelten sind wirklich ein Gedicht. Die kulinarische Szene ist noch ausbaubar, aber letztendlich passt es für alle.

Die NÖ Umrundung wird auch nächstes Jahr wieder durchgeführt, daher kann man jederzeit in das Projekt einsteigen und die schon gefahrenen Etappen 2022 machen.

Facts:         Blau  Rot
Kilometer70 km 66 km
Höhenmeter900 hm900 hm
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