Pilgern mit allen Sinnen: Von Pamhagen nach Fertőd

Blogbeitrag: Daniela Haertel

Termin: 21.06.2025

Manchmal muss man Umwege gehen – oder eben umdenken. Wegen angekündigter Sommerhitze sind wir die erste Etappe des Jakobswegs Burgenland kurzerhand „rückwärts“ gewandert und haben den Besuch des Esterhazy Schlosses Fertöd auf den Nachmittag verlegt: Gegen 9.30 starteten wir in Pamhagen, einem zu dieser Zeit noch verschlafenen Ort im Seewinkel, direkt bei der Pfarrkirche. Noch war die Temperatur angenehmen, als wir uns in Bewegung setzten – vorbei am geschichtsträchtigen Türkenturm, der stumm von längst vergangenen Zeiten erzählt.

Unser Weg führte uns zunächst entlang der Bundesstraße nach Fertöd aus dem Ort hinaus. Einen Kilometer später erreichten wir die Grenze zu Ungarn. Der Übertritt verlief unspektakulär – und doch war es ein symbolischer Moment. Ein leiser Schritt über die Grenze, ein lautes "Jetzt beginnt das kleine Abenteuer“ - denn die jüngste Etappe des Weges war nicht beschriftet und dort, wo sie laut Plan und Navi verlaufen sollte, teilweise komplett verwachsen.

Wir entschieden uns für den Weg entlang des Einserkanals und erlebten einen wunderbare Landschaft mit unendlicher Weite, die sich unter der zunehmend intensiveren Sonne in flirrende Luftspiegelungen verwandelte. Der Schilf rauschte, die Frösche quakten im Chor, Vögel tirilierten in den Bäumen und über den schimmernden Lacken zog ein leichter Wind. Die Natur um uns war ein einziges Konzert – und wir mittendrin.

Nach etwa dreieinhalb Stunden Wandern, erfüllt von den Eindrücken dieser ursprünglichen Kulturlandschaft, erreichten wir das Nationalparkzentrum Fertö-Hansag auf der ungarischen Seite. Das Gebäude selbst beherbergt eine spannende Ausstellung über Flora und Fauna des Gebiets.

Unsere wohlverdiente Pause verbrachten wir bei einem köstlichen Mittagessen gegenüber dem Schloss Fertőd – dem barocken Glanzstück der Region. Das Schloss, auch „ungarisches Versailles“ genannt, war einst Sommersitz der Fürsten Esterházy. Hier wirkte niemand Geringerer als Joseph Haydn als Hofkapellmeister – Musik und Geschichte liegen also in der Luft. Den krönenden Abschluss unseres Wandertags bildete daher dessen Besuch: prunkvolle Säle, gepflegte Gartenanlagen, kühle Alleen und ein Hauch vergangener Eleganz – ein würdiges Ende nach einem heißen, aber erfüllenden Pilgertag.

Müde, zufrieden und voller Eindrücke blickten wir zurück auf diese erste Etappe – die Natur, die Geschichte, das Miteinander. Wir freuen uns schon auf die zweite Wanderung am 19. September von Pamhagen nach Frauenkirchen.

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