Termin: 03.02. - 06.02.2024
Reisebericht: Wolf Peschl
Bei frühlingshaftem Wetter besuchten am 4. Februar 2024 an die 20.000 begeisterte Gäste aus nah und fern das größte und wohl eindrucksvollste Faschings-Brauchtumsfest Tirols. Über 1000 aktive Imster Fåsnåchtler, übrigens ausnahmslos Männer, boten nach den Corona-Jahren wiederum ein faszinierendes, lautes, buntes und nach Tausenden von Arbeitsstunden höchst aufwändig dargebotenes Spektakel, um den „Winter auszutreiben“.
Sieben unglaublich große und mit Witz und Raffinesse ausgestattete Fasnachtswagen, die seit Herbst in monatelanger Arbeit und ganz im Geheimen gebaut worden waren, wurden beim „Aufzug der Masken“ am Sonntagvormittag am Weg von der Unter- in die Oberstadt vor Tausenden von Zusehern in den engen Gassen ‚offiziell‘ präsentiert. Und neben den riesigen Fasnachtswagen sorgten auch die kleinen „Aufzugswagelen“ für so manches Staunen.
Schließlich wartete nach der Ankunft beim „Bonder“ (= alter Name für das Hotel Hirschen) alles nur noch auf das Zwölfeläuten von der Pfarrkirche. Da aber noch nicht alle großen Wagen den Ausgangspunkt erreicht hatten, wurde kurzerhand die Kirchturmuhr angehalten.
Um 12:07 Uhr ertönte dann der sehnlichst erwartete Glockenschlag und ein Raunen ging durch das Publikum. Die Glocken verstummten und die mit dem Motto „Imster Zünfte“ maskierte Stadtmusikkapelle eröffnete mit dem Fåsnåchtsmarsch. Der schwarz-weiße Turesackner führte die verschiedenen „Ordnungsmasken“ – die Wiflig, Baure- und Turesackner, die Altfrank-, Mohren- und Engelspritzer und die Kübelmaje – an.
Dann folgten über 60 Roller- und Schellerpaare mit ihrem prächtigen Aufputz, der bis zu fünf Kilogramm schwer ist. Die Roller tragen eine schöne, jugendliche und weibliche Maske, die grimmigen Scheller schleppen und läuten zusätzlich riesige Kuhglocken mit einem Gewicht von etwa 30 kg. Auch die Laggepaarle, Hexen, Hexenmusig, Korbweibelen, Vogelhändler, Bären und Bärentreiber machten sich auf den Weg. Der erste „Kroas“ wurde von den Rollern und Schellern sowie den Laggepaarlen gebildet und im Publikum kannte die Begeisterung kein Halten mehr.
Durch die tanzenden Männer in ihren kostbaren Larven wurden auf dem Weg in die Unterstadt Bekannte aus dem Publikum und Ehrengäste aus ganz Tirol, in insgesamt fünf „Kroasen“ mit einem „Gangle“ in das Maskentreiben „eingeführt“. Dazwischen unterhielt die Labra (= Bänkelsängergruppe in Frack und Zylinder, die in humoriger Weise städtische Schildbürgerstreiche parodiert) das Publikum; die Kamineler/Ruassler (= Rauchfangkehrer) zeigten waghalsige Klettermanöver an Privathäusern, die Rofn-Kathl (Klatsch- und Tratsch-Zeitung des Schemenlaufens) wurde lautstark verteilt und die Fasnachtswagen folgten abermals dem Umzug. Zudem sorgten die phantasiereichen Erbauer der Festwagen heuer erstmals mit den extra in die Fahrzeuge eingebauten Labungs-Kiosken, für die Bewirtung der Zuschauer.
Nach einer kurzen Pause bei der Johanneskirche tanzte, lärmte und musizierte der lange Zug durch die Kramergasse hinunter zum Unteren Stadtplatz. Dort versammelten sich alle Maskierten nochmals zum „Schlusskroas“. Dieses „Zommschalle“ ist der emotionale Höhe-punkt, bis kurz vor dem Betläuten um 18:00 Uhr alle Masken abgenommen werden müssen.
Nach dieser beeindruckenden Vorstellung ernteten die Männer mit ihren Larven, die durch ihre Sprünge und Tänze größtenteils körperliche Schwerstarbeit geleistet hatten, frenetischen Applaus. Dieser galt auch den zahlreichen helfenden Händen, die fleißig im Hintergrund auf diesen Tag hingearbeitet haben. Alle Beteiligten von Alt bis Jung und aus allen sozialen Schichten der Stadt Imst haben damit ein großartiges Brauchtumsfest höchst eindrucksvoll in Szene gesetzt.