Puccini Jubiläum

Oreste Cosimo und Amélie Hois

Die junge österreichische Sopranistin Amélie Hois wurde in Wien geboren, wo sie bereits als Kind ihre ersten Erfahrungen mit klassischer Musik machte und im Kinderchor der Wiener Staatsoper sang. An der Universität Mozarteum in Salzburg studierte sie Sologesang und Schauspiel, die sie im Juni 2018 mit summa cum laude abschloss. Im Sommer 2022 war Amélie in Verdis „Nabucco“ in St. Margarethen zu hören. Seit Dezember 2022 ist sie Ensemble Mitglied im Teatro Regio di Torino und steht auf verschiedenen Bühnen in Italien und Österreich. Sie ist mit dem italienischen Tenor Oreste Cosimo verheiratet, gemeinsam treten sie auch als Duo „AmOre“ auf. 

Wir freuen uns, Ihnen dieses sympathische und erfolgreiche junge Künstlerpaar im Rahmen unserer Puccini-Gala präsentieren zu können und danken Amélie, die sich im Vorfeld Zeit für ein Interview genommen hat. 


Ihr lebt beide vorwiegend in Italien, daher drängt sich die Frage auf:  Verdi oder Puccini, welcher der beiden Komponisten ist in Italien bekannter?

Amélie Hois: Innerhalb der Welt der Musik würde ich sagen, dass beide gleich bekannt sind. Spricht man allerdings mit Leuten, die kaum Zugang zu klassischer Musik oder der Oper haben, dann ist definitiv Verdi bekannter. Und zwar aus einem Grund: Das berühmte Chorstück "Va pensiero" war einmal angedacht, dass es die italienische Nationalhymne wird. Ist es dann doch nicht geworden, allerdings kennt jeder Italiener dieses Musikstück, ob Musiker oder nicht. 


Wenn man Menschen, sagen wir zwischen 25 und 40 Jahren, in Italien fragen würde, ob Sie Opern von Verdi und Puccini kennen und nennen können? Wie würde die Antwort lauten? Und wenn ja, dann eher Verdi oder Puccini? 

AH: Wir müssen an diesem Punkt leider mit "Nein" antworten. Vielleicht die 40+. Aber die junge Generation sicher nicht. Die Welt der Oper ist verglichen mit anderen Kunstschienen recht klein und steht ein bisschen für sich. Sie ist und bleibt ein bisschen eine Branche für die Elite. Es hat sich definitiv gebessert in den letzten Jahrzehnten, aber es gibt noch viel zu tun, wenn wir die Opernwelt auch der jungen Generation schmackhaft machen und näher bringen wollen. Generell kennen in Italien vor allem wie gesagt mehr Menschen Verdi als Puccini. In der Welt der Musik sind sie allerdings komplett gleichrangig. 

Welche Bedeutung hat Puccini heute nach 100 Jahren?   

AH: Puccini hat auch heute noch eine sehr große Bedeutung, da er der erste war, der so melodisch und für seine Zeit "modern" komponiert hat. Auch heute noch, wenn man Teile seiner Oper hört, könnte man denken, dass es sich um ein Musical handelt. In meinen Augen war er der Vorreiter des heutigen Musicals. Seine Arien und Musikstücke sind wirklich fast alle Ohrwürmer und gehen ganz tief in die Seele hinein. Es gibt keine Puccini-Oper, die mich nicht zutiefst berührt und zum Weinen bringt, oder mich/uns sehr amüsiert. 

Welchen persönlichen Bezug habt ihr zur Musik Puccinis?  

AH: Puccini hat für mich eine ganz besondere Bedeutung, da "La Boheme" meine erste Oper war, in der ich als junges Mädchen an der Wiener Staatsoper im Kinderchor mitsingen und sogar das Kinder-Solo übernehmen durfte. Diese Oper sitzt ganz tief in meinem Herzen. Für Oreste ist Puccini insofern so bedeutend, da er seine ersten großen Erfolge als Solist und Opern Debuts mit Puccini-Opern erleben durfte. Für ihn ist die Musik Puccinis wie Honig für seine Stimmbänder: das Ying zu seinem Yang. Puccini und seine Stimme gehören einfach zusammen. 

Welche Arien von Puccini faszinieren euch am meisten und welche betrachtet ihr als „Ohrwürmer“, die man in Italien am ehesten kennt?  

AH: Der allergrößte Puccini-Ohrwurm, den wirklich jeder kennt, ist und bleibt "Nessun dorma", die Tenor Arie aus "Turandot". Eine Arie, die wirklich sogar Leute kennen, die niemals einen Fuß in ein Opernhaus gesetzt haben. Für mich persönlich ist die Schluss- Arie der Butterfly, bevor sie sich umbringt, die allerschönste und herzzerreißendste Arie, die es gibt. Aber die Oper die mir am allernächsten ist, ist "La Rondine", da ich sie in mehreren großen Opernhäusern debütieren durfte und ihr 3. Akt mir das Herz zerreißt. Oreste stimmt überein, dass diese Oper unsere gemeinsame Leidenschaft ist. Sein Debüt als Ruggero in Turin, an meiner Seite singend als Yvette, war sein großes erfolgreiches Comeback in Italien. Unglaubliche Musik!

Wie wichtig ist ein hoher Anspruch an sich selbst als Sängerin/Sänger? 

AH: Sein hoher Anspruch auf Präzision ist mit Sicherheit ein großer Teil seines Erfolges gewesen. Er wusste genau was er wollte und er wusste auch genau, was sein Publikum von ihm erwartet hatte und er wollte ihnen keinesfalls weniger geben, als ihnen zusprach. Ein Genie oder ein Meister ist dieses Titels würdig, weil er eben der MEISTER seiner Musik und seines Werkes ist. Wenn man sich also auch bei uns Sängern umsieht, dann erkennt man, dass diejenigen, die es am höchsten hinauf geschafft haben, die größten Karrieren haben, auch ihre größten eigenen Kritiker sind. Der Anspruch an uns selbst ist in Wirklichkeit alles, was wir haben. Am Ende des Tages geht jeder Künstler, ob Sänger, Schauspieler oder Tänzer, alleine nach Hause und muss mit sich selbst, seiner eigenen Leistung zufrieden sein. In diesem Moment ist niemand mehr wichtig, kein Kritiker, kein Lehrer, kein Lebenspartner, kein Publikum. Es geht um dich und dich allein. Nichts ist wichtiger als der Anspruch an dich selbst, weil du immer dein größter Kritiker bleiben wirst. 

Wie sehr beflügelt eine positive Kritik nach einem Auftritt? 

AH: Eine positive Kritik kann am Anfang einer Karriere sehr beflügeln und eine negative dich sehr hinunter ziehen. Aber das vergeht mit der Zeit und vor allem mit der Erfahrung. Man lernt, dass das immer nur eine Sichtweise ist und dass Menschen unterschiedliche Geschmäcker haben und dass vieles oft nichts mit dir selbst und deiner Leistung zu tun hat. Diese kleinen Unsicherheiten, die wir alle am Anfang unserer Karrieren gefühlt haben, vergehen, man wird selbstsicherer und lernt sich und sein Instrument immer mehr zu lieben und zu schätzen. 

Vielen Dank für das spannende Gespräch! Wir freuen uns ungemein darauf, euch bald auf der Bühne zu sehen und zu hören. 

Informationen und Buchung des Puccini Galakonzerts am 29.11.2024 finden Sie Hier

Amélie Hois im Interview mit radio klassik Stephansdom Chefredakteur Christoph Wellner Hier zum Nachhören

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